Unsere erste Kindershow „Simsala…Shakespeare“ hier in Bremen ist gelaufen! Und sie ist GUT gelaufen! Wir sind beide sehr erleichtert… das war schon eine recht aufregende Sache! Zwar hatten wir „Simsala…Shakespeare!“ bereits zweimal in Wunstorf gespielt, aber das war jetzt noch einmal eine andere Nummer… zumal wir die Show geändert und erweitert haben … und wir sind auf insgesamt 95 Minuten Kindershow inkl. Pause gekommen. Eigentlich waren „nur“ 85 Minuten geplant, aber wie das so ist… live is live. Oder life is live? Beides denke ich. Wir hatten sogar zwei Darbietungen in der Show, die wir überhaupt noch nicht gespielt hatten und auch wegen der derzeitigen laufenden Shows „Multiversum“ hier im GOP Bremen auch nicht sehr intensiv proben konnten. Es ist ja so, dass gerade wenn wir KünstlerInnen abends Doppelshow haben, wir tagsüber mit unserer Energie gut haushalten müssen, damit wir abends auch noch ausreichend Kraft haben, Positivität zu versprühen. Oftmals ist gute Laune ja nur eine Frage der Energie.
Hier fällt mir ein Video des Comedians Jimmy Carr ein. Er sagt in einem Video, wer mal schlechte Laune hat, hat mal schlechte Laune. Wer ständig schlechte Laune hat, ist ein Arschloch. Wer so allen Menschen begegnet, KellnerInnen, BusfahrerInnen etc., ist ein Arschloch.
Zum Thema Energie: Wenn man sich tagsüber auspowert dann bleibt dann für abends nicht mehr viel. Daher ist es für uns Auftretende wichtig, das richtige Maß einzuhalten, was den Verbrauch von Energie tagsüber anbetrifft. Dies betrifft den Körper aber für ZauberkünstlerInnen umso mehr den Geist. Anstrengende Gespräche oder Diskussionen sind möglichst zu vermeiden, um nicht abends erschöpft zu sein. Gerade in diesen Zeiten, wo der Antisemitismus überall lauert, aber auch Sexismus, Rassismus und viele weitere -ismen (siehe Ferris Bueller :-)), ist die Gefahr, anstrengende Gespräche zu führen, groß. Andererseits ist es natürlich wichtig, klare Kante zu zeigen. Ich bekomme aus meinem Umfeld auch Menschen mit, die nunmehr Angst haben, ihren jüdischen Glauben oder ihre israelische Herkunft zu zeigen. Angesichts der Ausschreitungen in Berlin und mehr als 200 antisemitische Vorfällen seit einer Woche scheinen diese Ängste inzwischen vorherrschend zu sein unter Juden – und das in Deutschland! Das gilt es zu verhindern. Niemand und keine sollte in Angst leben hier. Ich habe gerade ein gutes Comedy Special über den 07.10.23 geschaut mit Shahak Shapira – er findet einen guten Weg, dass wir sogar über diese schrecklichen Vorkommnisse lachen können … ohne die Opfer zu beleidigen. Er macht sich zum Beispiel über den Palästinenser lustig, der wohl mit einem Paraglider in einen Kibbuz eingedrungen ist. Paraglider sei das weißeste, was man tun kann! Er ist bis zu seinem 14. Lebensjahr in Israel aufgewachsen und lebt in Berlin. Er wurde bereits in Berlin im Jahre 2015 antisemitisch angegriffen von sieben arabischstämmigen Fahrgästen in der U-Bahn. Diese hatten antisemitische Parolen gerufen und wurde von Shahak gebeten, das zu unterlassen. Als sie nicht abließen, filmte er sie, worauf hin er geschlagen wurde aber entkommen konnte. Das Video wurde von der Staatsanwaltschaft wohl ausgewertet. Interessant war, dass er nicht behauptete, sich in Berlin nicht mehr sicher zu fühlen, um der nationalistischen Regierung in Israel kein Futter zu geben. Er sagte damals, er fühle sich in Berlin sicher. Seit dem 07.10.23 könnte dies natürlich anders sein.
Ich merke, wie die weltpolitische Lage auch auf meinen künstlerischen Alltag Einfluss nimmt. Zum Beispiel gibt es ja eine Kommunikation, die auch Martin Sierp und ich einmal als ein Comedy-Duo (welches wir aus guten Gründen in diesem Jahr eingestampft haben) benutzt haben und die wir lustig fanden: Ich fragte: ist das denn auch sicher? Er sagt: totsicher. Diese Kommunikation kam mir in den Kopf, als ich am Dienstag mit Diamond bei unserer Show „Simsala…Shakespeare!“ eine Illusion vorführen wollte, wo mir ein Teil meines Armes „herausgetrennt“ wurde. Angesichts all des Todes um einen herum haben wir diese Kommunikation NICHT verwendet und auch sonst Begriffe wie „Klinge“ oder „Messer“ aus der Show ferngehalten… umso mehr weil es ja eine Kindershow ist.
Inzwischen freue ich mich richtig auf die Show am Dienstag, wir haben noch die eine oder andere Verbesserung vorgenommen, Video Content optimiert und wir lassen noch eine spezielle „Simsala…Shakespeare!“ Ansage sprechen.. das wird toll! Endlich wieder entspannt und langsam Verbesserungen vornehmen. Verbesserungen sind eine Frage des Maßes. Ich stell mir vor, wie es wäre, ein komplett neues Programm auf die Beine zu stellen. Der Gedanke allein macht mich bereits schwindeln. Also schwindeln im Sinne von schwindelig werden. Nicht schwindeln im Sinne von „die Unwahrheit sagen“. Lustig, dass das das gleiche ist sprachlich. Es gibt übrigens jede Menge Schwindelformen, unter anderem Drehschwindel (vertigo), Schwankschwindel, Liftschwindel, Sekundenschwindel, Raumunsicherheit und Gangunsicherheit. Ich bin der Oberschwindler. Ich schwanke jeden Tag zur Arbeit und fahre mit dem Fahrrad Schlangenlinien. Ich weiß nicht, welchen Schwindel ich den lustigsten finde. Da schwanke ich noch. Das Gleichgewichtsorgan des Menschen liegt in den beiden Innenohren und besteht aus jeweils drei Bogengängen, die mit Endolymphe gefüllt sind. Was mich überrascht: Neunaugen haben nur zwei Bogengänge pro Ohr und Schleimaale nur einen Bogengang. Allerdings hat mich auch überrascht, dass Aale überhaupt Ohren haben. Wenn die Ohren der Aale verstopft sind, könnte vielleicht eine Ahle helfen?
Zurück zum Thema: Wir haben ein komplett neues Kunststück vorgeführt, wo der Mittelteil des Armes scheinbar entfernt wird. Dies hat einen der besten Lacher der Show gegeben… Ich habe „Aua“ gerufen und auf Diamonds besorgte Frage hab ich gesagt ich habe einen Krampf im Fuss. Das Publikum fand es genauso witzig wie wir. Reines Timing. Aber wir waren aufgeregt.. die vielen neuen Dinge waren wie unbekanntes Gewässer, dessen Tiefe ich nicht kenne und ich habe natürlich jede Menge Tiefgang. Also symbolisch gesprochen. Wenn ich dann in seichtes Gewässer komme, könnte ich stecken bleiben, das ist meine Angst. Ich könnte natürlich auch auf dem Festland in eine Schwinde geraten. Eine Schwinde wird auch Ponor genannt, ein Wort, das mir bislang unbekannt war. Auf Englisch ist es wiedermal einfacher: Eine Schwinde ist ein „sinkhole“, also das Gegenteil einer Quelle. Nun, wir sind nur ein bisschen in seichtes Gewässer geraten, denn wir hatten mal wieder nicht mit Kostüm geprobt… aus Energie-Gründen, s.o. Folge war, dass mein Arm nicht in die Illusion gepasst hat und ich den Mantel sehr unelegant ablegen musste. Da gibt es noch Handlungsbedarf. Zugegeben gibt es noch jede Menge Handlungsbedarf, außer vielleicht bei unserer Mentalmagie Darbietung; aber diese war bei der Kindershow unsere SCHWÄCHSTE Zauber-Nummer und wird nunmehr rausgeschmissen aus dem Kinderprogramm. Kinder sind halt anders von der Wahrnehmung her. Eine der STÄRKSTEN Nummern war eine komplett ungespielte und ungeprobte Nummer von mir, nämlich der Mann der immer so geht von Joro. Joro ist ja kürzlich gestorben und schon lauern die Nachahmer wie ich 🙂 Ich müsste mal recherchieren, wer den Mann der so lief wirklich erfunden hat. Es könnte aber sehr gut Joro sein. Ich finde die Nummer halt selber so witzig, dass ich irre Spaß habe dabei. Ich werde in Zukunft Joro in der Show Credits geben, das habe ich bei der ersten Simsala…Shakespeare! – Show vergessen.
Außerdem haben wir Diamonds Version des „Puzzle des Lebens“ umgetextet für Kinder – und es ist GUT geworden! Kommt und seht!
Sehr lustig fand ich einen Kommentar von einem Gast, der nach der Show zu uns kam und sagte: Es war famos! Dieses Wort hatte ich schon lange nicht mehr gehört. Dabei ist mir jetzt erst (nach etwa 50 Jahren Erfahrung mit Sprache) aufgefallen, dass famos sehr nah an famous oder fameux ist und auch tatsächlich daher kommt. Famos heißt also eigentlich berühmt, berüchtigt!
Auch lustig manchmal: meine Gedanken.. wenn das Publikum am Anfang so wie gestern in der Show im GOP nicht reagiert, sondern erst mal abwartet (das machen die Norddeutschen mit Perfektion!), dachte ich mir: Jetzt weiß ich endlich, wen Hubert Aiwanger mit der „schweigenden Mehrheit“ meint. Sie saßen alle in meinem Auditorium.
Weitere Witze, die ich mir diese Woche ausgedacht habe:
Was machen Thailänderinnen und Thailänder im Winter? Thai Ski
Wo zahlt man bei Hamburger Personenrundfahrten? an der Barkasse
Sexistisch und damit nicht korrekt folgender Frozen-Witz: was hat die Eiskönigin jeden Monat? Einen Eissprung
Meine Musik Empfehlungen: Moshe Peretz und Omer Adam, tschat alacht, wird geschrieben caf schin alef taw he lamed caf taw. und Molotov gimme tha power