Viele Grüße aus Münster. Die Sonne scheint und mein Blick schweift aus meinem Fenster über Häuserdächer und… äh, vor allem Häuserdächer. Das Geräusch von Bauarbeiten dringt an mein leidgeprüftes Ohr und holt mich in die Realität: Ich bin in Münster in Bahnhofsnähe. Hier ist Münster nicht repräsentativ, Münster ist eine wunderschöne Stadt mit einem wunderbar funktionierenden Nahverkehr (=Fahrrad). Das was in Berlin der Stadtring ist, ist hier die „Promenade“, ein Fahrradweg rund um die Innenstadt. Wunderbar!

Ich habe auch schon sehr nette Leute kennengelernt, die Westfalen sind vom Publikum her nicht die aktivsten habe ich festgestellt, aber nach der Show sind sie kaum zu halten. Sie fassen uns auch gern an, was ich eigentlich ganz nett finde, wir scheinen ein Einverständnis zu transportieren. Wir sind eben nahbar. Künstler zum Anfassen. Aber vielleicht sollten wir uns dicker anziehen, sonst greifen wir auf Dauer ab.

Ich habe auch einen sehr netten Westfalen kennengelernt, ist über 70 Jahre, heißt Udo, hat 8 Oldtimer, 1.500 Modellautos und macht Jiu Jitsi. Ich wollte fragen, ob das nicht Jiu Jitsu heißt, aber jemanden, der Jiu Jitsi kann, fragt man besser nicht, ob er sich vielleicht vertan hat mit der Bezeichnung. Ich hatte mich mit ihm über mein Auto unterhalten, da wollte ich ein Sicherheitsschloss gegen Einbruch anbringen lassen, da ich von verschiedenen Kollegen gehört hatte, dass ihnen die Fahrzeuge aufgebrochen wurden, zum Beispiel die Kollegen Flikflak aus Landau, deren Illusionen dann irgendwo in einem Graben wiedergefunden wurden oder auch Rafael, dem sie schon mehrfach eingebrochen haben. Udo hat gesagt, er kümmert sich drum, aber nicht so: das machen wir mal, sondern: ich hole dich dannunddann ab und wir fahren daunddort hin und dann treffen wir uns hier wieder und so weiter. Ich mag solche Leute, die die Sachen in die Hand nehmen. Dann sollte das Extra Schloss an meinem Auto 360 Euro netto kosten, aber Udo meinte, das sei viel zu viel und hat mit der Werkstatt verhandelt und jetzt kostete der Einbau 240 Euro netto. Krasser Typ. Die ganze Zeit gibt sein Handy Geräusche eines Röhrenglockenspiels, da er ständig mit der Überwachungskamera seines Hauses verbunden ist, aber er hat den Radius der Kamera und ihre Empfindlichkeit etwas zu großzügig eingestellt, so dass sein Handy immer ertönt, wenn vor seiner Haustür ein Auto oder ein Passant vorbei fährt. Die Kamera ist übrigens eine RING Kamera, das ist der Name. Also bei ihm ist jedenfalls immer was los.

Er musste letztens gehen um sich um seine Kois zu kümmern. Die Essen wohl sehr viel. Sind Wiederkois.

Die Stagehand hier im GOP hat vermutlich leichtes ADHS, er kann sich glaube ich bestimmte Sachen nicht so gut merken, er hat zum Beispiel die Aufgabe, etwas auf die Bühne zu bringen und gleichzeitig etwas von der Bühne mitzunehmen, das ich ihm gebe. Er bringt immer die Sachen, aber in dem Augenblick hat er schon vergessen, dass er etwas mitnehmen soll. Also stell ich mich ihm meist in den Weg, damit er auf mich aufmerksam wird und mir die Sachen abnimmt. Lustig sind immer seine überraschten Augen.

Ich habe mir mal das Halbfinale vom ESC angeschaut, da unsere Show schon recht früh war gestern am Vatertag (lustig von El Hotzo: Playlist mit allen Liedern, die am Vatertag auf einer Bluetooth Box im Bollerwagen gespielt werden sollte: Keine) (Auch lustig von El Hotzo: Seit dem Genderverbot in Bayern ist Bayern nicht mehr deutscher Meister, verliert das Champions League Halbfinale, Niederlage gegen Heidenheim, läuft!)… den ESC hatte ich nie recht auf dem Schirm aber Showmässig gesehen ist das schon ganz großes Kino, muss ich sagen, vor allem die Jorts (das Wort kannte ich nicht, das sind shorts aus Jeans), die von der Decke herabkamen wie zu Pfingsten und dann noch Feuerwerk versprühten, war groß aber auch der Hexensabbat konnte sich sehen lassen! Wow. Es gibt keine Hemmschwelle beim ESC. Keine ESC Taste quasi. Aber der Unterhaltungsfaktor ist schon sehr groß und die beiden Moderatorinnen aus Schweden machen das auch toll. Ihr song: We just love Eurovision too much? Umwerfend. Selbstironie gepaart mit meisterlichen Choreographien und gutem Gesang. Stark. Ich bin ein Fan. Vor allem von Joost. Er war so drüber, dass es nicht mehr peinlich sondern großartig wurde. Großartig ist peinlich zum Quadrat. Viele Requisiten auf der Bühne sahen aus wie Zauberrequisiten. Es gibt eine Tendenz zum runden Portal.

Wir hatten Premiere im GOP und sie lief super gut mit zwei Standing Ovations, wir haben ja ein „falsches“ Finale, da standen die Gäste bereits und auch beim echten Finale, aber am nächsten Tag bin ich in ein Loch gefallen. Mich hat tatsächlich die Stadtbibliothek gerettet. Mein Tipp gegen dunkle Tage.

Ich war in hannover. Völlig umsonst. Erzähle ich dann im Podcast:

Intro Podcast 215:

Meine Damen und Herren, wir haben heute einen besonderen Gast hier bei uns. Es ist der Produzent von diesem Podcast … es ist kein geringerer als Baron von Münchhausen. Schön dass Sie da sind.

Ja, das Kompliment kann ich nur zurückgeben, schön dass ICH hier bin!

Also wie war das nun, wie entstand das Format Komische Gespräche.

Nun Es war ein sonniger Sonntagmorgen. vor etwa 4 jahren Ich sehe die Situation noch genau vor mir, ich war in der Küche, und wusch meine Hände. Ich hatte den Hahn komplett aufgedreht, vermutlich hatte ich ihm zu viel Kaffee eingeschenkt, jedenfalls hüpfte er herum, schrie noch einmal kikeriki und warf sich aus dem Fenster.

Der Wasserhahn?

Genau. Ich schaute ihm noch hinterher durchs Fenster.

Sie schauten hinterher?

ja. durchs Fenster.

Warum?

Es war ein Schaufenster.

ah.

Geistesgegenwärtig packte ich ihn an dem Ring, den ich ihm glücklicherweise um seine Brust gelegt hatte.

Einem Ring?

Ja, das war sein Cockring. Nun, offensichtlich hatte der Wasserhahn suizidale Tendenzen. Das war mir nicht klar. Aber: Das hätte ich natürlich ahnen können.

Wieso

Er war ja in letzter Zeit sehr nah am Wasser gebaut. Naja, er hat sich nichts getan, ich denke es war nur ein Weckruf.

Und sein Kikeriki?

Auch. Er hatte sowieso in letzter Zeit viel Unsinn erzählt, viele von seinen Behauptungen, besonders was er über seinen Freund den Truthahn erzählt hatte, stellten sich später als Ente heraus. Der Truthahn ist übrigens vom Beruf her Tischler. Aber ich schleife ab.

Das war der Tag, an dem ich merkte, das wird ein besonderer Tag, zog meinen Anzug an und ging zum Rauchen nach draußen.

Sie rauchen?

Nein. Aber mein Anzug ist ein Smoking.

Dann flog ich kurzerhand nach Las Vegas und kletterte dort auf einen hohen Baum.

Warum?

Ich wollte mir einen Überblick über die Unterhaltungslandschaft verschaffen. Ich musste niesen. An meiner Polenallergie konnte es nicht liegen, denn ich war ganz allein auf dem Baum. Nur eine ältere Dame saß auf dem Baum neben mir. Es war Granny Smith. Da merkte ich, dass auch mein Baum ein Apfelbaum war. Er blühte. aber hier und da trug er schon Früchte.

Äpfel?

Nein Birnen, die Blüten waren gefälscht. Aber wie ich mir so die Unterhaltungslandschaft anschaute, merkte ich: Es fehlt.

Was fehlt.

Das Satzobjekt.

Ah.

In der Nähe hörte ich Musik. Ich kletterte wieder herunter und merkte, dass die Musik von einer Kapelle kam. Ich atmete aus Versehen etwas stärker aus und die Kapelle fiel um.

Ach.

Ja, es war eine Blaskapelle. Konnte ich nicht wissen. Also packte mich das wechte Geschlissen. Äh, das schlechte Gewissen. Gesagt getan. Ich entwickelte zunächst einen drei Punkte Aktionsplan.
Zunächst brachte ich alle Pfandflaschen zum Automaten.

Warum.

Ich wollte den Menschen etwas zurückgeben. Zweitens veranstaltete ich einen Brettspielabend zugunsten von Ravensburger.

War das eine Benefizgala?

Nein, eine Malefizgala. Und drittens rief ich zwei der lustigsten Comedians im deutschsprachigen Raum an. Die beiden waren gerade auf Kreuzfahrt.

Auf Kreuzfahrt?

Ja. In Bayern.

Auf Kreuzfahrt in Bayern?

Genau. Sie konnten aber nicht an Land.

Warum nicht?

Markus Söder hatte ein Tenderverbot erlassen… schliesslich wurden sie dann vom Blitz getroffen und sind seither die Leitfiguren der Comedy Szene.

Vielen Dank, Herr Baron für die Einblicke hinter die Kulissen. Nun denke ich sind wir bereit für eine neue Ausgabe von Komische Gespräche.

 

Wunschlieder: Europapa von Joost und Rise like a phoenix von Conchita Wurst.