Die neue Steampunk-Show „Multiversum“ im GOP Bad Oeynhausen (und in der Folge in allen anderen GOP-Theatern) nimmt währenddessen Gestalt an. Am Anfang waren Diamond und ich verunsichert, vor allem wenn man ohne Kostüm auf der Bühne probt. Aber kaum wirft man sich in Schale, erinnern sich Körper und Geist an das Gewesene und man (frau) bekommt ein Gefühl für die Show. Vor allem das Bühnenbild ist der Wahnsinn. Zwei riesige LED Wände mit ausladendem Balkon. Durch die Balkons erfahren die Wände eine Tiefe, die ja allein schon durch die heutige LED Technik gegeben wäre. Aber so haben wir eine doppelte Tiefe. Als KünstlerInnen konnte das GOP folgende Acts verpflichten: Reve de Lumiere („Lichtertraum“ in der Übersetzung) mit Rollschuhen UND Strapaten gleichzeitig, Lisa Stampfl aus Wien mit einer Hulahoop Darbietung, Alina de Hoop mit Hairhanging (ein Varietee-Act und Foltermethode aus dem späten Mittelalter :-)), Stas the juggler aus Berlin, Aquamens (früher waren sie zu dritt, jetzt sind sie zu viert :-))) und Thomas Staath mit zwei sehr unterschiedlichen Darbietungen am Pole und Jonglage mit Autoreifen. Es wird wild mit viel Dampf und coolen Effekten!
Tatsächlich bringen wir fast alle Effekte in der Show „Multiversum“ unter, die wir auch im Europapark bei „Abraka…Shakespeare!“ gezeigt haben… und noch zwei komplette Darbietungen, nämlich unser „Gedankenlesen“ und unsere „heißen Ringe und Stühle“, die wir damals Frederik & Margit abgekauft und weiterentwickelt hatten. „Gedankenlesen“ haben wir gerade in Hamburg im Hansa Theater gespielt und zwar 136 Mal in Folge; insofern sind wir im Training. Währenddessen haben wir „heiße Ringe und Stühle“ zuletzt im besagten GOP Bad Oeynhausen im Jahr 2020 das letzte Mal gespielt. Dann kam die Pandemie und alles war ein wenig anders. Wir hatten ja dann versucht, im Globe Theater im Europapark eine komplett kontaktfreie Show zu spielen und das ist uns auch mit großem Aufwand gelungen. Inzwischen ist Kontakt ja wieder möglich und daher können wir nun diese Show wieder spielen. Tatsächlich haben wir den Zaubertrick aber testweise in der Schule Iserbrook in Hamburg gespielt, allerdings war das eine reine Kindershow. Wir sind gespannt wie es laufen wird!
Rückblickend auf Hamburg hatten wir eine großartige Zeit, Hamburg ist eine phantastische Stadt mit vielen kulturellen Angeboten. So war es nicht verwunderlich, dass wir am Dernierenabend unserer Show im Hansa Theater mit Ulrich Waller zusammen saßen, Regisseur und Mitinhaber des Hansa und des Sankt Pauli Theaters. Ullrich Waller war unter anderem Regisseur am Schauspielhaus in Hamburg und hat mit vielen großen Künstlerinnen und Künstlern zusammengearbeitet, etwa mit Elke Lang, Angela Winkler, Klaus Pohl, Ulrich Wildgruber, Ulrich Tukur und vielen anderen. Auch Peter Zadek kannte er persönlich. Im Gespräch mit Ulrich Waller wehte echte Theatergeschichte herüber. Waller inszenierte auch Kabarett-Abende, etwa mit Richard Rogler, Arnulf Rating (der auch das „Hansa“ moderiert hat in unserer Saison) und Udo Lindenberg (den wir ja auch kennenlernen durften auf dem Traumschiff im Jahr 2013)!
In Hamburg habe ich sehr viel unternommen, ich war auch über einen Zufall auf der Reise Messe in Hamburg und habe dort ZauberkollegInnen aus Riga besucht an ihrem Stand, die dort Werbung machten für ihr Theater „Mystero“; und bin dort zufällig an den Stand der Mongolei gekommen. Dort kam ich ins Gespräch mit einem Mongolen, der sich „Boumm“ nannte und ich habe ihn gefragt, was „Zauberer“ oder „Zauberkünstler“ auf Mongolisch heißt. Es heißt wohl „Ilbechin“. Er lachte sich kaputt und dann musste ich ihn doch einmal fragen, was so lustig an „Ilbechin“ sei. Er hat erzählt, dass es in seinem Ort einen Zauberer gab, der immer verhaftet wurde, wenn eine Straftat in der Stadt begangen wurde; denn er war der einzige, dem man so etwas zutraute. Boumms Vater hatte den Zauberkünstler auch persönlich kennengelernt; denn Boumms Vater war groß und gut aussehend (soweit ich das beurteilen konnte, war das aufgrund Boumms aussehen auch glaubhaft). Und dann gab es mal einen Raubüberfall auf die Bank in der Stadt und man hatte den Bankräuber als groß und gutaussehend beschrieben. Daraufhin wurde der Vater von Boumm aber auch natürlich der Zauberer abgeführt und so haben sich die beiden im Gefängnis kennenlernen dürfen. Viele Jahre später wurde der Fall durch das Geständnis des Täters gelöst; der Bankräuber war ein Häftling, dessen Cousin im Gefängnis arbeitete. Der Cousin ließ den Häftling nur für den Überfall frei. Das Geld bekam allein der Cousin, der aber zur Zeit des Gestädnisses inzwischen gestorben war. Die Strafe des Häftlings wurde dementsprechend bis an sein Lebensende verlängert. Ende gut alles gut :-)))