Was für eine Woche! Erst ne schöne Show in Schüttorf, dann plötzlich (aufgrund meines mehrtägigen Schnupfens) am nächsten Tag keine Stimme mehr, Ersatz besorgt für den Auftritt am Tag danach (danke, Jan Mattheis für Deinen zauberhaften Einsatz!), dann in Hannover auskuriert. Im Theater gewesen (Werther, nach Goethe), etwas deprimierendes Stück, wusste nicht mehr so genau, wie deprimierend es wirklich war. Zwei Männer haben den jungen Werther gespielt, der die ganze Zeit leidet. Sie wechselten sich ab und waren doch eins, gut gespielt, nicht langweilig, wenn sie monologiesierten ohne etwas zu tun, konnte ich mich auf die schöne Sprache Goethes konzentrieren. Leider hatte neben mir jemand so ein starkes Parfum, dass ich nach kurzer Zeit die Maske gezogen habe, die ich zum Glück in meinen Jackentaschen fand. Herrlich.
Erstaunlich: Der Einsatz, den viele Künstler auf der Bühne bringen und Dinge tun, die sie vermutlich im „normalen“ Leben nicht tun. Zum Beispiel Toby Rudolph und Nico Nimz bei den Zauberwochen Bonn: Eine Tomate wird zwischen Zuschauer und Zauberer hin und her geworfen und zum Schluss isst Toby die Tomate. Voller Einsatz! ich hoffe, es war ein Zaubertrick 🙂 Karte im Mund: Nico hilft Toby, die Karte im Mund mit seinem Mund mitaufzufalten. Voller Einsatz! Aber auch sonst waren die Zauberwochen sehr unterhaltsam: Allison Wonder aus Berlin mit vielen originellen Effekten und authentisch lustigem Vortrag, Cassis mit toller Manipulation, Lukas Kaminski mit einer magischen stummen Seifenblasen Zauberdarbietung, die Zaubertrixxer mit aberwitzig enormen Illusionen, die schon ein Oho im Publikum auslösen, wenn sie nur auf die Bühne geschoben werden, eine schöne Mentalroutine von einem Kollegen, dessen Name mir jetzt leider entfallen ist und natürlich die Moderatoren, launisch, witzig, ideenreich: Toby Rudolph und Nico Nimz. Sehr lustig: Das Telefon auf der Bühne, dass ankündigt, dass die nächste Darbiertung bereit ist oder auch nicht.
Erstaunlich auch der Einsatz im „Werther“: Der eine Künstler wäscht sich in einer Schüssel ausgiebig die Füße und danach mit offensichtlich demselben Wasser das Gesicht. Ich hoffe es war ein Trick.
Lustig auch: Viel Bahn gefahren, insgesamt hielt sich die Verspätung in Grenzen. So wie die Stimmung in der DDR. Im Bordbistro der Schaffner: Hier noch zugestiegen? die Passagierin zum Schaffner: ich hätte gern den Linseneintopf.
Dann hab ich mouth taping versucht, hat aber nicht geklappt, ich spreche ja im Schlaf und da konnte ich nicht verstehen, was ich sage. Im Ernst: nach kurzer Zeit hab ich etwas Panik bekommen und habe das Pflaster abgezogen. Muss es wohl nochmal versuchen.
Dann war ich im Krankenhaus… das kam so: morgens geh ich vor den Spiegel und will mich mit Lächeln motivieren, aber mein Spiegelbild lächelt nicht zurück… bzw. nur halb! Ich merke: Meine eine Gesichtshälfte macht nicht mehr richtig mit! Ich denke natürlich sofort an Schlaganfall und dass mein Leben zu Ende ist und rufe die 116117 an. Die bittet mich, einmal meine Backen aufzupusten und ich: Pfff. Sie fragt mich, ob ich lieber ins Getruden Krankenhaus oder ins Virchow möchte, Gertrud hieß meine Urgroßmutter und sie ist tot, daher habe ich mich fürs Virchow entschieden. Habe einen Mietwagen genommen, war vielleicht unvorsichtig, war aber nicht mein Wagen, also was solls. Vor Ort bin ich den Schildern zur Notaufnahme gefolgt, die führten direkt in eine Baustelle. Ich habe angefangen mich durchzufragen und wurde aufs Haus 3 im Tiefgeschoss verwiesen. Ich war kurz vor Herzkasper. Dann wurde ich aufgenommen .. als „Stroke“ Patient! Da war es schwarz auf weiß. Ich wurde zwischen zwei sterbende Frauen gelegt. Blutabnahme, EKG, Monitore, das ganze Programm. Die Ärztin kam gefühlt sehr schnell, was mich gewundert hat. Sie hat sehr schnell diagnostiziert, dass ich keinen Schlaganfall habe. Also alles weg: Zugang, EKG, Monitore… ich musste etwas weinen vor Glück. Dann rauf ins Erdgeschoss mit einem Fahrer, aber ich musste ja nicht gefahren werden, da ich ja laufen konnte, also lief er neben mir her. Ab zum Hörtest. Irre lustig: Lauter Kopfhörer, aber auch laute Hintergrundgeräusche, ich war verwirrt und habe wie wild auf meinem Knopf rumgedrückt. Ich habe die Testende gefragt, ob sie das eigentlich auch lustig findet hier. Verständnisloser Blick. Dann Geschmackstest. Aber die Fläschchen mit den Geschmacksflüssigkeiten waren beschriftet und so war es leicht zu schummeln. Ich war eh so glücklich und fand alles witzig. Diagnose: Irgendwas mit der Folge einer Infektion (vermutlich die Infektion, die mir auch die Stimme geraubt hatte), was aber weggeht durch Cortison. Also:
Ich liebe das Leben.
Ich bin dann zu Burgerking und hab mir zwei Burger bestellt, plant based chilly cheese, herrlich, aber ich hatte noch etwas Tränen vor Glück in den Augen und habe vier bestellt aus Versehen. Hab ich geschafft. Ich Hecht.
Ich mache übrigens keine Witze mehr über Brüste. Die sind meistens zu flach.
Musik für den Podcast:
La Boheme von Charles Aznavour
Lovers in Paris von Jacob Gurevitsch