Wir gehen nicht viral! Mit anderen Worten: Wir sind gesund. Ich war bei einer Ärztin um mal meinen Kopf untersuchen zu lassen aber sie hat nichts gefunden :-)))) Im ernst: Ich war bei einer HNO Ärztin um meine Ohren überprüfen zu lassen, denn ich hatte den Verdacht, dass das akustische Problem auf der Bühne des GOP Varietees Essen gar nicht an den Einstellungen des Technikers liegen sondern an mir selbst! Und nun weiß ich es: Die Probleme liegen beim Techniker! Und ein bisschen an einem leichten Dauerinfekt, den ich anscheinend seit vier Wochen mit mir herumtrage (wie offenbar sehr viele in meinem Umfeld). Ich habe nun abschwellende Nasentropfen – und siehe da: Ich bin nun ganzkörperlich abgeschwollen! Nun gut, das ist jetzt eine schlüpfrige Straße, die ich nicht weiter beschreiten möchte, zumal ich eh nicht auf der Straße sondern dem Gehweg schreiten sollte, da habt ihr völlig recht! Mit wem rede ich eigentlich? Naja mit Euch. Ich bin da übrigens aus Sparfuchsgründen mit dem Fahrrad zur Praxis gefahren, es hat irre geregnet, so dass ich immer nur nach rechts geschaut habe, um die Hausnummer 93 zu finden aber rechts waren nur die aufsteigenden geraden Zahlen, also habe ich mein Fahrrad mit sehr nassen Waden bei der Hausnummer 92 abgestellt und bin dann schlau wie ich bin auf die andere Straßenseite gegangen und siehe da: es war die Hausnummer 133! Also bin ich zurück gelaufen… und war dann fast zu spät beim Termin. Meine Brille war beschlagen und ich bin in den vierten Stock geeilt, das war aber wohl das falsche Treppenhaus und bin dann wieder runter und wieder rauf. Ich war etwas im Stress und hatte so ein leichtes Piepen im Ohr. Die Ärztin hat mich dann mit einem jungen Herrn in ein Nebenzimmer gesteckt und ich bekam einen Kopfhörer auf und ich sollte mich melden sobald es piept… ich habe mich gemeldet und er meinte, er habe noch gar nicht angefangen. Naja, ich habe alle Piepse Peepse und Pu.. gehört denke ich und dann kamen die Wörter dran. Ich sollte alles laut wiederholen, was ich auf den Kopfhörern gehört habe, ich war erst recht laut und habe Wörter wiederholt wie „Gras“, „Hut“, „Knebel“, wurde aber leiser als ich „Glied“ und „standhaft“ wiederholen musste. Ich habe den jungen medizinischen Assistenten angeguckt, aber er verstand nicht so gut deutsch, so dass ich also fleißig weiter wiederholt habe aber immer mit der Erwartung, dass gleich noch unanständigere Wörter kommen und dann bald Leute mit der versteckten Kamera hereinkommen. Apropos: Ich muss natürlich auch noch etwas zu „Wetten Dass“ sagen, das ich nicht gesehen habe aber wo ich nur gehört habe, dass sich Thomas Gottschalk mit den Worten verabschiedet haben soll: „Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen, das ist auch nicht schön.“ … tja, was soll man oder frau dazu sagen… als Entertainer/in sind wir doch für unser Publikum da und wenn sich das Publikum verändert aber wir nicht… tja… dann ist es wohl wirklich Zeit zu gehen 🙂 Leider hat Gottschalk mit seiner riesigen Einschaltquote eine ungeheure Macht, und wenn er quasi beklagt, dass es Sprechverbote gibt in Deutschland, dann ist er damit sehr nahe an AfD-Sprache und führt wie geschehen zu Applaus von rechten Plattformen. Es gibt keine Sprechverbote in Deutschland (außer §130 StGB), es gibt nur die Verantwortung eines Moderators, sich den Herausforderungen eines inhomogenen Publikums zu stellen… wie wir das hier auch im Kleinen im GOP Essen jeden Tag (außer Montag) tun. Wie Sarah Bosetti richtig sagt, würde auch ich mir von einem Thomas Gottschalk mehr Größe und Stärke wünschen als ein trotziges „Dann sag ich gar nix mehr!“. Wir haben jede Menge inhomogenes Publikum derzeit. Heute etwa hatten wir angetrunkene Frauen in der ersten Reihe, die bei Männern ohne Oberkörperbekleidung angefangen haben zu schreien. Ich bekomme jedesmal Halsschmerzen beim Zuhören und hoffe nur, die Damen gehen ohne Stimmprobleme nach Hause. Leider sind die oberbekleidungsarmen Herren unseres Teams auch meist keine Singles und da wäre nur bei dem einen Kollegen im Team von „Synched“ aus Kanada etwas zu holen… sie haben auch lautstark angefangen, über unsere Tricks zu diskutieren, das fanden wir etwas unhöflich, aber als Entertainer und Entertainerinnen liegt es eben auch bei uns, mit Unhöflichkeiten so umzugehen, dass wir zwar unterhaltsam aber souverän erscheinen. Die Ansage: „Ich muss Schluss machen, weil ich Angst habe, dass ich nicht mehr gemocht werde.“ ist eher unsouverän. Bei uns lehnen sich immer wieder Menschen, die seitlich zur Bühne sitzen, mit dem Arm auf die Bühne… und die ist ja schon ein irgendwie heiliger Bereich und insofern ist das Auflehnen eine Grenzüberschreitung. Jetzt könnte ich den Menschen anpöbeln (schlecht) oder aber lustig darauf hinweisen, dass es zwar falsch ist, aber wenn es eben nicht anders geht, dann sollten wir das beste daraus machen. Ich habe mir überlegt, ob ich nicht so ein Baustellenhütchen besorge (wie das Zeichen vom VLC Player… habe nachgeschaut: Es heißt Pylon oder Leitkegel), so dass der Herr ganz offiziell seinen Arm auf die Bühne legen darf. Ein Bühnenpylon! Ein verbales Kommunikationsangebot wäre, zu fragen, ob der Herr Cabrio fährt… weil sein Arm auf die Bühne hängt. Das würde mir dann aber gleich leid tun, denn ich mache mich etwas lustig über den Gast oder die Gästin und ich bräuchte eine Lösung, denn tatsächlich sitzen die Damen und Herren an der Bühnenkante derart, dass sie gar nicht wissen, was sie mit dem bühnenwärts gerichteten Arm tun sollen. Höflichkeit ist aber eben auch oft subjektiv. Zum Beispiel trage ich gern Hut, auch in geschlossenen Räumen… ich fühle mich mit meinem spärlichen Kopfhaar im wahrsten Sinne des Wortes unbehütet ohne Hut. Allerdings gibt es – wie zum Beispiel der Artikel von Magic Christian im Boretti Newsletter zeigt – auch Menschen, die das Tragen von Hüten als Beleidigung empfinden. Allerdings sind es doch vermutlich meist Menschen, die von Toleranz nicht viel halten, wovon ich natürlich Magic Christian ausnehme. Wenn jemand oder jefrau (?) gern außergewöhnliche Kleidung trägt, freu ich mich doch darüber. Schrecklich wäre, wenn jeder und jede dasselbe tragen würde. Mir ist das ja mal auf einem Schiff passiert, dass ein Herr zu mir an den Tisch getreten ist, und mich als „Crew“ aufgefordert hat, den Hut abzusetzen. Dem ging es nur um seine Macht als Gast. Ich schätze einmal, dass dieselben, die das Absetzen von Hüten fordern auch gegen Gendern sind… die guten „Alten Werte“ sind leider oftmals nur der Versuch einer Machtdemonstration gegenüber weniger privilegierten Menschen. „Wir haben schon immer Frauen diskriminiert und da lasse ich mir auch durch die heutigen Sitten nicht reinreden!“ … Hier sind wir dann auch wieder bei unserem heterogenen Publikum, das ja auch aus vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten besteht und wenn eben das Publikum meine Witze nicht versteht, weil sie zum Beispiel aus Latein oder Anglizismen bestehen, dann muss ich die Witze ändern, wenn mich die mangelnde Reaktion stört. Natürlich ist es zum Beispiel unhöflich, wenn sich das Publikum zusäuft und unflätig ist, aber eigentlich ist die Bühne nur ein Spielfeld, das uns herausfordert und das wir gewinnen können oder verlieren – es liegt an uns Vorführenden! Ich habe so nach nunmehr mehr als drei „Häusern“, in denen wir „Multiversum“ gespielt haben, eine Nuance am Anfang der Show geändert… und schon habe ich neue Reaktionen und neuen Spaß an der Show! Der Start einer Show ist so wichtig… wie der erste Eindruck bei jedem Gespräch. Ich glaube grundsätzlich will jeder und jede das Gegenüber mögen und gibt ihm oder ihr eine Chance… gerade wenn das Gegenüber auf der Bühne steht und von dieser Sympathie auch die eigenen nächsten zwei Stunden entscheidend abhängen. Ich sage nun nicht mehr: „Was machen Sie denn hier!?“ – ich fand diesen Satz ja eigentlich richtig lustig, aber ich war da oft wohl der einzige… also habe ich es nun geändert und der Anfang bekommt nun eine völlig neue Dynamik.
Apropos Dynamik: Ich hatte immerhin die Gelegenheit, vormittags ins Theater zu gehen hier in Essen und war in der „Roten Zora und ihre Bande“ von Kurt Held im Grillo Theater. Es war mal wieder herrlich, mit Kinderaugen die Magie der Bühne zu erleben. Ein wahres Raunen ging durch die Reihen, als sich der Bühnenhintergrund plötzlich bewegte und drehte und aus der Stadtmauer plötzlich eine Burg wurde, die wie ein Querschnitt durch einen Ameisenhaufen die Tunnel und das Geheimversteck der Bande um Zora zeigte. Höhepunkt war natürlich die Jagd quer durchs Publikum. Und: Die Kinder hatten alle Fische gebastelt und hatten sie mitgebracht und durften sie zu einem Zeitpunkt in das Netz von den fischenden Kindern werfen. Super. Nur der Schluss war etwas merkwürdig, die Fragen des Fischers Gorian an das kleine Publikum waren irgendwie missverständlich und verwirrend. Was war jetzt die Schlussfolgerung? Wollen wir weiterhin Kinderbanden? JAAAA! Uns an Gesetze halten? NEINNNN! Wollen wir Timothy Trust lynchen? Äh… gut diese Frage wurde nicht gestellt. aber: Ich war verwirrt. Natürlich ist die Gesellschaft schuld, wenn sich Kinderbanden bilden und zum Stehlen gezwungen sind. Aber Gesetzlosigkeit ist ja nun kein Partythema.
Sehr stylisch aber auch etwas verwirrend war die „große Wörterfabrik“ im Theater Essen, es ging darum, dass Wörter etwas kosten und nur sprechen kann, wer auch Geld besitzt. Coole Idee, aber ich glaube, die Kinder haben es nicht wirklich begriffen. Aber sie waren jedenfalls die gesamten 45 Minuten gefesselt, vor allem von der Menge Rasierschaum und Seifenblasen :-).
Ich habe Reverse Clowning kennengelernt… und zwar habe ich seit einigen Jahren Suchaufträge auf Ebay laufen…. und da habe ich teilweise Suchen laufen, bei denen ich gar nicht mehr weiß, warum ich das eigentlich mal gesucht habe. Aber ich habe einfach mal meinem alten Ego (nicht: alter Ego) vertraut und das war ein Fehler. Ich habe mir DVDs von Bev Bergeron gekauft für viel Geld und habe festgestellt, dass er der Clown Rebo, also der Sidekick von Zauberkünstler Mark Wilson war. Leider hat er wohl auch versucht, alleine eine Show zu machen und das ist wirklich der pure Albtraum. Wie er mit den Kindern auf der Bühne umgeht… oh weia. Dann nimmt er drei Ballons und sagt, er werde sie jetzt aufeinander balancieren aber die Kinder sehen schon vorher, dass da Klebeband auf den Ballons klebt und rufen „Tape, tape, tape“ und er macht tapfer weiter, stapelt die Ballons, hält sie seitlich um zur Pointe zu kommen und die Ballon bleiben aber nicht kleben, sondern fallen ab und das wiederum war dann doppelt peinlich = witzig! Reverse Clowning. Respekt!
So, ich verabschiede mich mit Musikwünschen:
Durstlöscher von 01099 – ist einfach lustig, weil Durstlöscher so ein Kultgetränk ist, das ich nicht verstehe aber auch nicht muss…
„Du liebst mich nicht“ von Sabrina Setlur, inspriert durch das Remake von Shirin David, die sich gut geschlagen hat bei Wetten Dass…
Und: Wie nennt man die Bühnenkante in einem Theater in der Schweiz? Bühnenkanton.